WIE ALLES BEGANN...

Es war 1983. Der Gießener Mediziner Professor Fritz Lampert kämpfte als Leiter der Kinderkrebsstation "Peiper" an der Uni-Klinik Gießen an vorderster Front.
Er hatte entscheidenden Anteil daran, dass durch neue Methoden der Früherkennung, durch standardisierte Therapiestrategien und durch eine aggressive, aber wirkungsvolle Chemotherapie die Diagnose Leukämie bei Kindern für etwa die Hälfte der Betroffenen kein Todesurteil mehr sein musste.

Das stellte ihn aber nicht zufrieden. Er war sich sicher, dass die Quote der geheilten Kinder noch deutlich zu steigern wäre, wenn mehr Mittel für die weitere Erforschung der Krankheit bereitstehen würden.

image-pngUnd da war dann noch der ganz persönliche Traum von Fritz Lampert. Aus den USA hatte er die Erkenntnis mitgebracht, dass eine genaue Analyse der Veränderungen an den Chromosomen Hinweise auf den speziellen Verlauf der Leukämieerkrankung in jedem Einzelfall geben könnte. Das würde bedeuten, dass man frühzeitiger als bisher und mit einer präzise abgestimmten Therapie beginnen könnte, die Erkrankung zu bekämpfen. Im Endeffekt könnte das wiederum heißen: Es werden mehr Kinder als bisher gerettet. Aber die mit hohem personellem und technischem Aufwand dafür dringend erforderliche Einrichtung eines speziellen Chromosomen-Labors war nicht finanzierbar.

Fritz Lampert sah aber auch hinter den reinen Zahlen das persönliche Drama jedes einzelnen Krankheitsfalls, die körperlichen und seelischen Torturen der erkrankten Kinder, die Probleme und das Leid der Eltern.

Wie positiv könnte die harte Chemotherapie beeinflusst werden, wenn wenigstens ein Elternteil tagsüber dem Kind Familienatmosphäre vermitteln könnte.

Wie gut würde es sich auf den über Jahre hinwegziehenden Heilungsverlauf auswirken, wenn eine ständige ambulante Versorgung mit geschulten Kräften durchgeführt werden könnte.

Könnte,könnte!

Es wäre doch jede Anstrengung wert, dieses "könnte" in "können" zu verwandeln. Wenn doch nur genügend Geld zur Verfügung stünde! Tat es aber nicht. Die Mittel von Staat, Land und Kommune waren ausgereizt. Auch der rührige Elternverein war schon bis an die Grenze seiner Möglichkeiten gegangen.

In einer intensiven Diskussion dieser Misere gemeinsam mit Richard Brunnengräber, dem Presse- und Medienreferent der Justus-Liebig-Universität in Gießen, entstand nun spontan ein besonderer Plan: Sie wollten etwas unternehmen, das außergewöhnliches persönliches Engagement verlangte, womit man auch die Medien außerhalb Gießens auf ihr Anliegen aufmerksam machen konnte, das die Öffentlichkeit für die Probleme krebs- und leukämiekranker Kinder sensibilisierte und das Sympathie und Spendenbereitschaft erzeugte.

Daraus resultierte der Startschuss für die „Tour Peiper”, eine Radtour, benannt nach dem Namensgeber der Kinderkrebsstation in Gießen. Die Tour rollte von Gießen nach Hamburg zum „Stern”, um entsprechende mediale Wirksamkeit zu erzielen.

 

  • 1986
  • 1983
  • 1999

 

Mit dabei waren von Anfang an Prominente aus Sport und Politik, wie die ZDF-Männer Dieter Kürten und Klaus Angermann, Radstar Klaus Peter Thaler, der Fußballprofi Jupp Kapellmann oder Ski-Olympiasieger Georg Thoma. Bis 1988 rollte die Veranstaltung in weißen Trikots durch Deutschland und zweimal durch Israel – mit Gesamtstrecken teilweise über 600 Kilometer. Die folgenden Jahre ging’s Richtung Osten, zweimal nach Erfurt und einmal – sehr abenteuerlich – bis ins weißrussische Minsk.

Seit 1994 ist es die „Tour der Hoffnung“, die von Jahr zu Jahr das ursprüngliche Ziel verfolgt, möglichst viele Spenden zur Unterstützung der Forschung, Therapie und therapiebegleitenden Maßnahmen zu sammeln.

Die Heilungsrate bei den betroffenen Kindern ist seither auf über 90 % gestiegen