Spendenübergabe 2024
Fast 250 Kilometer legte die Tour der Hoffnung drei Tage im August zurück. Die Strecke der 41. Auflage führte durch Hessen, das Bergische Land und rund um Düsseldorf. Der Erfolg, neben vielen persönlichen Begegnungen, wird vor allem im Spendenerlös gemessen: 1.295.000 Euro haben die 150 Radlerinnen und Radler in den traditionell grünen Trikots und gelben Helmen diesmal eingesammelt. Nachdem das Medizinische Kuratorium über zuvor gestellte Anträge entschieden hatte, fand nun zum traditionellen Jahresabschluss der Benefizradtour im mittelhessischen Heuchelheim die Spendenübergabe statt. 25 Kinderkliniken, Forschungslabore, Elternvereine und Rehaeinrichtungen aus ganz Deutschland profitieren von den Zuwendungen.
Der Saal ist festlich geschmückt, was den feierlichen Anlass unterstreicht. Umarmungen, strahlende Gesichter und freudige Begrüßungen sind beim Eintritt in den Festsaal im Restaurant Rustico der Gäste zu beobachten, die aus Dresden, Freiburg oder auch Hamburg angereist sind. Hier treffen Menschen aufeinander, die eine Herzensangelegenheit teilen, die der anwesende Prof. Fritz Lampert als Ideengeber der Ur-Tour nach Hamburg im Jahr 1983 initiierte und selbst mitfuhr: an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen zu helfen. Jeder hat auf die eigene Art und Weise dazu beigetragen, etwa auf Geburtstagsgeschenke verzichtet, sich für Spenden sportlich reingehängt, den Arbeitgeber für das soziale Engagement gewonnen oder der Benefizradtour ehrenamtlich Zeit geschenkt. Alle zusammen haben dafür gesorgt, dass dank einer Nachbewilligung aus dem Spendentopf in diesem Jahr letztendlich sogar 1.320.000 Euro verteilt werden können.
„Das Ziel der Tour war nicht die Kinder-Onkologie in Düsseldorf, das auch, das Ziel war wie in jedem Jahr der heutige Tag: die Spendenübergabe“, bringt der 2. Vorsitzende Dr. Mathias Rinn die Bedeutung der Veranstaltung auf den Punkt. Ein Dutzend Ehrenamtliche, fast alle im Berufsleben, dazu 40 Helferinnen und Helfer: nur wenige Menschen stehen hinter der Tour der Hoffnung und arbeiten über das ganze Jahr hinweg auf die Spendenübergabe hin. „Das leben wir und deshalb sind wir hier.“ Jürgen Grünwald, früherer Moderator während der Tour und inzwischen „Ehrenmitradler“, führt durch ein zweistündiges Programm mit den fast 120 geladenen Gästen. Darunter ist auch der Rad-Weltmeister Klaus-Peter Thaler und von Beginn an der Tour-Kapitän des Fahrerfeldes. Eine wichtige Personalie aus dem Tour-Vorstand: Der 1. Vorsitzende Karsten Koch ist in diesem Herbst nach Südafrika ausgewandert. „Er hat aber versprochen, alles, was online zu machen ist, wird er auch in Zukunft für die Tour der Hoffnung tun“, berichtet Dr. Mathias Rinn. Musikalisch begleitet wird das Programm von Rebecca Kollang und Daniel Kleiter.
Wolfgang Rinn und Benjamin Wagner, beide Vorstandsmitglieder der Tour der Hoffnung, geben mit einer Multimediashow einen Rückblick auf die Tour 2024 über die einzelnen Stationen und das Erlebte. Fast 250 Kilometer legte der Tour-Tross in drei Tagen zurück durch das Gießener Land in Mittelhessen, das Bergische Land und rund um Düsseldorf. Zwischendurch wird auf Firmengeländen oder auf Einladung von Kommunen vor Rathäusern eingefahren und, worum es ja geht, auf den Bühnen Schecks übergeben. Zwischen einer der Stopps berichtet Schatzmeister Benjamin Wagner: „Alle organisatorischen Kosten werden aus einem separaten Sponsorentopf finanziert.“ Kein einziger Cent der Spenden geht verloren. Zum Schluss gab es einen besonders emotionalen Empfang an der Kinderklinik in Düsseldorf, was besonders laut Wolfgang Rinn wichtig sei, „zu sehen, wofür macht man eigentlich das Ganze“. Der Initiator des zu Coronazeiten „geborenen“ und immer erfolgreicher werdenden Social Rides, kurz vor der eigentlichen Tour, ergänzt am Ende des Rückblicks mit Blick nach vorn: „Wir sagen danke und wir sehen uns nächstes Jahr wieder – vom 7. bis 10. August.“
Damit die Übergabe der Spendengelder nach bestem Wissen und Gewissen geschieht, wird ein fachkundiges sechsköpfiges Gremium als medizinisches Kuratorium eingesetzt. Dieses entscheidet unabhängig vom Vorstand der Tour der Hoffnung und ist für die einwandfreie, zweckbestimmte Verwendung der eingehenden Spendengelder verantwortlich. Prof. Arndt Borkhardt berichtet für das medizinische Kuratorium über die diesjährigen Anträge und Entscheidungen. „Über ein Online-Tool gingen bei uns 42 Projektanträge ein. Nach der Tour wird uns die zu verteilende Summe genannt. Alle Anträge werden gelesen, diskutiert und in einer abschließenden Sitzung werden die Begünstigten und die entsprechenden Fördergelder benannt.“
16 wissenschaftliche und neun Therapieunterstützende sowie -begleitende Anträge werden bewilligt. „Wir wollen die spannendsten und vielversprechendsten Projekte fördern“, sagt der Mediziner. Ein Rechenschaftsbericht der Begünstigten dient im Nachhinein als Erfolgskontrolle der unterstützten Projekte. Die Vorstandsmitglieder Henning Puvogel und Dr. Michael Ferchland übergeben im Anschluss die Spendenschecks an die anwesenden Begünstigten, begleitet von Beifall. Prof. Borkhardt bedankt sich ausdrücklich bei den Ehrenamtlichen: „Das sind eigentlich 24/7 und das 365 Tage im Jahr, die es braucht, um die Tour am Laufen zu halten.“
Auch die Begünstigten kommen zu Wort und verdeutlichen den vielfältigen Einsatz der Spendengelder. Andreas Domaske vom „Kinderplanet Halle“ berichtet etwa von zwei Projekten: Sporttherapie und Nachhilfeprojekt. In letztem wurden bislang 38 Kinder von der ersten bis zur zwölften Klasse unterstützt. „Wir wollen das Projekt noch ausbauen und das kann nur gelingen durch solche Vereine wie die Tour der Hoffnung“. Dr. Dr. Nurul Khalida Ibrahim von der Medizinischen Hochschule Hannover berichtet von dem Arzneistoff Asparaginase, ein Enzym, das aus Bakterien gewonnen wird und in der Medizin therapeutisch eingesetzt wird, an dem sie und ihre Kollegen forschen. „Vielen Dank für die Unterstützung durch die Tour der Hoffnung.“ Gemeinsam könne der Kampf gegen Leukämie gewonnen werden.
Dr. Alexander Puzik von der Uniklinik Freiburg ist mit seiner Arbeit auf das Diamond-Blackfan-Anämie-Syndrom konzentriert, eine seltene, angeborene Erkrankung, deren Patienten ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen aufweisen. Und da sind Falk Noack und Andreas Führlich vom „Sonnenstrahl e.V. Dresden“, die sich um die Eltern und Angehörigen von jungen Krebspatienten kümmern. Ende 2025 soll ein Neubau fertiggestellt sein, der nicht nur Familien mehr Platz für Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe der Uniklinik bieten soll. Die Spendengelder der Tour der Hoffnung 2024 werden in den Aufbau der dort integrierten Transitionssprechstunde fließen. Diese wird helfen, den Übergang zwischen Kinder- und der Erwachsenenonkologie bestmöglich zu gestalten. In dem Kooperationsprojekt zwischen Verein und Uniklinik stehen dann zwei Räume plus Empfangsbereich zur Verfügung. „Vielen herzlichen Dank und macht weiter so“, sagt Andreas Führlich in Richtung des Tour der Hoffnung-Teams.
„Wir sind uns sicher, das Geld ist bei Ihnen in den richtigen Händen. Vielen Dank für das, was Sie tun, ich bin schwer beeindruckt von dem, was Sie in Ihren Einrichtungen und Laboratorien erreichen“, sagt Dr. Mathias Rinn vor einem kurzen Ausblick auf die kommende 42. Tour der Hoffnung. „Denn nach der Tour ist vor der Tour.“ Vom 7. bis 10. August 2025 wird der grün-gelbe Tross größtenteils in Hessen unterwegs sein. „Der Prolog wird wieder rund um Gießen stattfinden und wir freuen uns sehr, eine Station bei der Kinderklinik im Universitätsklinikum Gießen-Marburg einlegen zu können.“ Was steht heute ansonsten schon fest? Der Start am zweiten Tag wird in Fronhausen bei der Firma Seidel sein. Übernachtet wird in Frankfurt im Maritim-Hotel, deren Social-Partner die Tour der Hoffnung ist. Ein weiterer Stopp wird vermutlich in Bad Homburg eingelegt. Alles Weitere wird sich im Laufe des nächsten halben Jahres entscheiden.
Schirmherrin Petra Behle schließt am Ende der feierlichen Spendenübergabe den Bogen: „Jetzt ist der Staffelstab übergeben worden an die Menschen, die mit den betroffenen Kindern arbeiten.“ Es sei eine Berufung, die Arbeit am Menschen ausüben zu können. „Wir sind froh, dass wir diese Arbeit unterstützen können.“ Während der Tour der Hoffnung-Etappen seien überwiegend fröhliche Gesichter zu sehen. „Die Arbeit mit krebskranken Kindern bringt aber sicher auch traurige, schwierige Momente mit sich. Ich habe davor sehr großen Respekt. Wir drücken Ihnen ganz fest die Daumen, dass Sie Ihre Ziele erreichen, die Sie sich gesetzt haben.“